Wenn man sich auf einer Messe wie zuhause fühlt…
Ich bin ja ein großer Kunstmessefan und mir haben es besonders die kleine Kunstmessen angetan. Denn dort kommt man noch schneller mit den Künstlern ins Gespräch und alles ist irgendwie familiärer. Da freute ich mich dann auch extrem, als ich eine Einladung zur Kölner Liste bekam. Zumal ich es auch nicht zur ArtCologne dieses Jahr schaffen werde. Doch zuerst stellte ich mir die Frage, was ist die Kölner Liste? Die war bisher immer an mir vorbei gegangen. Aber dafür gab es dann ja das liebe Internet welches mir alle Fragen beantwortete. Da erfuhr ich dann, dass die Messe für zeitgenössische Kunst das dritte Mal in Köln, aber zum ersten Mal in den Hallen des Carlswerkes stattfindet.
Da ich so einen Kunstmessebesuch zu zweit schöner finde, habe ich die liebe Catha gefragt, ob sie mich begleitet und sie sagte sofort zu. So machte ich mich dann an einem wunderschön sonnigen Donnerstagvormittag auf nach Köln. Dort traf ich mich dann mit ihr und gemeinsam machten wir uns auf zur Messehalle.
Mit etwas Verspätung startete die Führung, was uns als „Akademische-Viertel-Nutzer“ sehr gelegen kam. Die Presseführung war kurz und schnell. Da wir aber später noch mal in Ruhe durchgehen konnten, störte uns das nicht. Wie bei der „ArtPul“ und den „Rhein-Erft Kulturtagen“ fiel auf, dass auch hier die Künstler extrem gelassen waren und wir mit etlichen leicht ins Gespräch kamen. Leider verging der Tag viel zu schnell und ich konnte nicht zur Aftershow-Party gehen, da ich ja beim Theaterfestival in Erftstadt engagiert war.
Einige Worte zu den Künstlern, die mir persönlich sehr gut gefallen haben:
Mir fielen die Trophäen von Gloria Keller direkt ins Auge. Was vielleicht auch an meinem Faible für Trophäen und deren Umgestaltung liegt. Unschwer an meinem Blog-Logo zu erkennen.
Der in Serbien geborene Künstler Zarko Radio-Zara lässt die 80er Jahre wieder auferstehen. Mit seinen sentimentalen, lyrischen Malereien ließ er mich dieser Zeit hinterher trauern.
Mit seinen surrealen Bildern hatte mich Gan-Erdene Tsend direkt gefangen. Besonders die Kinder im Kettenkarussell hatten es mir angetan.
Als Katzenbesitzer konnte ich natürlich auch nicht an dem Werk von Jolanda Kyzikaite vorbeigehen. Ihre plakativen Werke ließen mich einen Moment innehalten.
Schon auf der Einladung war mir das Werk von Katerina Belkina aufgefallen. Mit ihren Selbstportraits erschafft sie eine wunderschöne, surreale Welt. Hier würde ich am liebsten direkt eintauchen.
Ich selbst war etwas verblüfft auf der Messe auf einmal mit, „Sie sind doch der junge Mann von Kulturschog?“ begrüßt zu werden. Das war Micaela Pagener, mit der ich mich auf der ArtPul sehr ausführlich unterhalten hatte. Dieses Mal stellte sie mit ihrem Mann Volkmar Petermann gemeinsam aus. Was, wie ich fand, eine super Kooperation war. Man entdeckte immer wieder etwas Neues, sei es bei den Collagen oder den Bildern. Von den interessanten Gesprächen, welche wir führten, mal ganz abgesehen.
Auch die Arbeiten von Isabella Sedeka hatten es in sich. Die scheinbar unscheinbaren Werke verändern mit der Zeit ihr aussehen. Künstlich altern ihre Werke mittels Korrosionstechnik. Nichts bleibt wie es war, der Zufall beeinflusst das Werk.
Die Sprühflaschen von Kresimir Buden hätte ich am liebsten mitgenommen. So einfach und aussagekräftig. Besser kann man es nicht machen.
Aber nicht nur der Ort hatte in diesem Jahr gewechselt. Es gab auch noch eine andere, für mich und Catharina erfreuliche Neuerung. Das war die erstmalig in der Kölner Liste aufgenommene Photographie Section. Als leidenschaftliche Fotografen waren wir hier natürlich mit Herzblut unterwegs und führten auch nach der Führung durch den Kurator, Fotografen, Buchautor und Dozenten Stefan Maria Rother, interessante Gespräche. Jürgen Weber erklärte uns alles bis ins kleinste Detail und wir vertieften uns noch mehrmals in interessante Gespräche.
Was ich noch erwähnen muss, ist der abgefahrene Stand von „Absolut Vodka“. Er wurde vom mailändischen Künstler Michele Ormas entworfen. Seine Kombination aus urbanen und natürlichen Welten, gibt einen zeitlosen Raum wider. Hier scheint alles eins zu sein. Die Bar in der Mitte verbindet sich mit den etwas abseits stehenden Tischen durch den unverzichtbaren Bestandteil von „Absolut Vodka“: dem Weizen. Als Landkind fühlte ich mich direkt zuhause. Ich denke, jeder hat das Gefühl von Freiheit und Weite beim Anblick eines solchen Feldes. Diese Erinnerungen kommen bei den angedeuteten Feldern wieder und lassen einen alles andere vergessen.
Da ich irgendwie vercheckt hatte die Bar ganz zu fotografieren, ein Bild von der Catha.
Was mir als Filmfreak direkt auffiel, war die Inspiration von „Dark City“. So wurde eine wunderbar surreale Landschaft in der Messehalle geschaffen. Oder mit Michele Ormas Worten: „Architekturen der Nacht ist eine metaphysische Stadt, die in ein nächtliches, traumähnliches Klima gehüllt ist. In dem vorgestellten Ort lässt die Gesamtheit der verschiedenen Objekte eine urbane Landschaft entstehen. Dazwischen drängeln sich plötzlich auftauchende Visionen von sonnenüberfluteten Weizenfeldern. In diesem Kontext bewegen sich die Besucher, die die Bar lebendig machen“.